Preis der Bundespressekonferenz

Christoph Reuter

Preisträger 2015 Christoph Reuter

„Wir haben uns für Christoph Reuter entschieden, weil er nachfragt, nachbohrt, den Dingen auf den Grund geht und sich mit bequemen, vorgestanzten, dem Augenblick dienenden Antworten nicht zufrieden gibt – und auf diese Weise vornehmlich in der arabischen Welt im Sinne der Bundespressekonferenz Antworten vor Ort gefunden hat, die unsere augenblickliche Welt prägen“, sagt Gregor Mayntz, Vorsitzender der Bundespressekonferenz. Reuter habe schon vor Jahren genau das vorhergesagt, was uns heute angesichts der nach Westeuropa übergeschwappten Terrorgefahren erschreckt und was uns seit Monaten mit der Flüchtlingskrise auf ungeahnte Weise beschäftigt. „Wir haben uns bereits vor Monaten auf Christoph Reuter festgelegt, weil durch seine Reportagen im „Spiegel“ und durch seine Buchveröffentlichungen die Akteure ihr Handeln hätten hinterfragen und rechtzeitig korrigieren können, und wir fühlen uns in unserer Preisvergabe- Entscheidung natürlich bestätigt, wenn wir sehen, dass Kollege Reuter nun als geschätzter Analyst und eine Art Zeuge der Anklage gegen verpasste Chancen die Debatten in den deutschen Medien zu den drängenden Problemen bereichert“, unterstreicht Mayntz.

Christoph Reuter war nach seinem Studium der Islamwissenschaft, Politikwissenschaft und Germanistik in Hamburg für GEO, Stern, Zeit und dann den Spiegel in zahlreichen Ländern der islamischen Welt unterwegs, schrieb ein Standardwerk über das Phänomen der Selbstmordattentäter und beschrieb unter anderem aus intensiver eigener Anschauung die Entwicklung im Irak, die Dimension und die Folgen der Bombardierung von zwei entfernten Tanklastern im Auftrag der Bundeswehr nahe Kunduz mit zahlreiche Zivilopfern, die Strukturen des Islamischen Staates und die Eskalation in Syrien. Allein für dieses letzte Thema reiste er seit 2011 19mal auf lebensgefährliche Weise durch Syrien. Anfangs hatte er ein Visum als „Landwirtschaftsberater“ – bis ein Helfer die Tarnung unter Folter auffliegen ließ. Noch im Mai war Reuter in Aleppo und dabei in ständiger Gefahr von Entführungen oder Fassbomben des Assad-Regimes. Zuletzt war Reuter der einzige deutsche Journalist, der sich in den umkämpften Gebieten ein eigenes Bild von den wahren Verhältnissen machte.

Bei einer Besprechung des Buches „Die schwarze Macht“ über den IS lobten die Kollegen der FAZ die herausragende Tiefenschärfe und Recherche Reuters. Dafür wurde er vom NDR ausgezeichnet. Zuvor hatte er unter anderem auch bereits 1997 den Axel-Springer- Preis erhalten.

Der Preis der Bundespressekonferenz ist wie im Vorjahr ein schwergewichtiger Quader aus Christallglas, in das eine Schreibmaschinentastatur mit den Buchstaben „Preis der Bundespressekonferenz 2015“ gelasert wurde.

Reuter erhält den Preis vor dem Eröffnungswalzer um 21 Uhr, nimmt vorher jedoch bereits beim Bundespresseball-Dinner am Tisch des Bundespräsidenten Platz.

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