Preis der Bundespressekonferenz

Gerd-Joachim von Fallois und Erhard Scherfer

Preisträger 2018 Gerd-Joachim von Fallois und Erhard Scherfer

Für News-Junkies gehören sie ohnehin zu den festen Größen. Und wer sich tags und nachts für die Vorgänge in der Hauptstadtpolitik via Fernseh-Fernbedienung interessiert, dem müssen die Preisträger auch nicht vorgestellt werden: Gerd-Joachim von Fallois (56) und Erhard Scherfer (58) werden am 23. November 2018 beim Bundespresseball mit dem Preis der Bundespressekonferenz ausgezeichnet. Die beiden »phoenix«-Korrespondenten haben die Koalitionsbildungsversuche rund um die Uhr aus der Nähe verfolgt und einem großen Publikum gezeigt, wie aktueller, informativer, einordnender und seriöser Journalismus durch Hauptstadtkorrespondenten funktioniert.

Damit geht der Preis erstmals an zwei Mitglieder. Ihr Metier ist das Fernsehen. Das Medium ist für die Breitenwirkung besonders wichtig, hat in der alltäglichen Arbeit der Bundespressekonferenz-Mitglieder aber viel mit der sprichwörtlichen zeitlichen Einschränkung zu tun: »Und bist du noch so fleißig – du kriegst doch nur eins-dreißig. « In anderthalb Minuten aktuelle Vorgänge auf den Punkt zu bringen, auch das beherrschen von Fallois und Scherfer. Doch sie müssen es bei Phoenix nur selten. Bei ihnen heißt es eher: »Die ganz besonders Guten haben Stoff für mehr Minuten.«

Als die beiden von ihrer bevorstehenden Auszeichnung erfuhren, galt ihr erster Gedanke dem Team, den Mitarbeitern hinter der Kamera, den Redakteuren und Rechercheuren, die ihnen ein Grundgerüst liefern und ohne die ihre Leistung nicht so exzellent sein könnte. Der zweite Gedanke ging zurück zu den ungewöhnlich langen Verhandlungen und Sondierungen – und zur Witterung vor und nach der Jahreswende. »Regen, Schnee, Hagel, Frost, wir haben alle Herbst- und Wintervarianten bei unseren Live-Schalten gehabt«, erinnert sich Scherfer, der nun »genau weiß, wo man in Berlin Thermo-Unterwäsche kaufen kann«.

Gerd-Joachim von Fallois (phoenix)

Auch von Fallois hat ein spezielles Erlebnis vor Augen: die kleine Windhose, die unmittelbar vor einer Übertragung alle Blätter um den Kamerastandort hochwirbelte. Da kommen Koalitionsverhandlungen aus den 90er-Jahren umso sehnsuchtsvoller ins Gedächtnis. Die waren nicht nur viel kürzer, sondern in Bonn konnte man auch schon mal »in der warmen Sonne vorm Kanzleramt auf dem Mäuerchen sitzen«, erinnert sich von Fallois. Der gebürtige Koblenzer war schon als Wehrpflichtiger bei Radio Andernach, volontierte beim NDR, studierte Politik in Bonn und arbeitete dann viele Jahre für n-tv in Bonn. Seit 2002 ist er für Phoenix in Berlin.

Erhard Scherfer (phoenix)

Scherfer stammt aus dem westfälischen Lünen und studierte in Münster Publizistik, Anglistik und Politikwissenschaften. Er volontierte bei der Westfälischen Rundschau, bei der er auch als Nachrichtenredakteur startete. Bevor er 2011 Korrespondent in Berlin wurde, arbeitete er in der neu gegründeten Nachrichtenredaktion bei Vox, bei WDR, Sat1, Pro7 und Phoenix. Wie viele andere Korrespondenten und die meisten Akteure selbst verfolgten die beiden die Jamaika-Verhandlungen mit der Erwartung, dass sich die vier Parteien »schon zusammenraufen« würden. Die »kurioseste Schalte« erlebte Scherfer vor der baden-württembergischen Landesvertretung, als er – unter dem Vorbehalt, dass es noch nicht bestätigt sei – die Einigung beim Soli-Abbau verkündete, während im Hintergrund der Informant bereits begann, seine eigene Mitteilung zurückzuholen – was Scherfer dann umgehend auch tat. Die lebhaften Publikumsreaktionen zeugen von Dankbarkeit vieler Zuschauer für das Durchhaltevermögen der beiden und ihre so schnellen wie präzisen Einordnungen. Sie gaben sich an langen Tagen und in kalten Nächten die Klinke und das Mikrofon in die Hand und lieferten ein Highlight für den Hauptstadtjournalismus.

Von Dr. Gregor Mayntz
Erschienen im GLANZ Magazin, August 2018

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