Jazek Lepiarz erhält beim Bundespresseball den Preis der Bundespressekonferenz für das Jahr 2019. Der 65-Jährige ist nicht nur ein geschätzter Kollege, der mit seinen Fragen wie viele andere Mitglieder des Vereins der ausländischen Presse (VAP) zum Funktionieren der BPK beiträgt, er hat auch viel zum Verständnis der Deutschen von Polen und der Polen von Deutschland beigetragen. Lepiarz freut sich, den Preis stellvertretend auch für viele Kolleginnen und Kollegen entgegennehmen zu können, die unter dem zunehmenden Druck der Regierungen in einer ganzen Reihe von Ländern Europas zu leiden haben und die Unabhängigkeit der Berichterstattung gefährdet sehen. Insofern soll der Preis in diesem Jahr auch ein besonderes Zeichen sein.

Weil er wissen wollte, was hinter dem Mord an seinem Großvater stand, sah sich Lepiarz als junger Student in seiner Entscheidung bestätigt, Deutsch zu lernen. Wie kam es zu den Massenmorden an polnischen Offizieren, zu denen auch Hauptmann Jan Papierski gehörte? Welche Rolle spielte der Hitler-Stalin-Pakt? Er war an der Uni in Warschau für Studenten im Original in Deutsch zugänglich. Und Lepiarz studierte.
Bei der deutschen Botschaft in Warschau fand er eine erste Anstellung, arbeitete mit an der Erstellung der täglichen Presseschau und aktuellen Analysen, und über die Beschäftigung als Producer im ARD Studio bekam er weitere Kontakte zum deutschen Journalismus. Als Ergebnis konnte er bei Renate Marsch im Warschauer dpa Büro beginnen. »Eine fantastische Chefin«, schwärmt Lepiarz noch heute.
1999 wechselte er nach Berlin – und die Perspektive. Nicht mehr für Deutsche aus Polen, sondern für Polen aus Deutschland berichtete er nun im Auftrag der Polska Agencja Prasowa (PAP). Und war stets vorne dabei. Acht Jahre später wieder Perspektivwechsel. Nun übernahm er das dpa-Büro in Warschau, hielt die Deutschen über die Vorgänge in Polen auf dem Laufenden.
Der erneute Wechsel Ende 2012 nach Berlin, wieder zur PAP, sollte nach seiner Vorstellung eigentlich sein letzter sein. Lepiarz hatte längst einen guten Namen in beiden Ländern. Doch dann errang die PiS, die Partei Recht und Gerechtigkeit, die Mehrheit und begann damit, die staatlichen Medien personell und inhaltlich umzubauen. Lepiarz betont, dass er selbst bis zum Schluss alles habe schreiben können. Doch im Umfeld wechselten die Personen, verstärkten sich die Vorgaben, mehr entlang der »polnischen Staatsräson« zu berichten. Und als Quelle durchaus auch mal Steve Bannon und seinen Breitbart-Kanal zu nutzen.
»Ich will nicht Teil dieses Konglomerates sein«, sagte sich Lepiarz. Und ganz konkret: »Mein Name soll nicht für diese Veränderung der öffentlichen Medien in Polen stehen.« Sicherlich hätten auch zuvor schon alle Regierungen versucht, Einfluss auf die öffentlichen Medien zu nehmen, aber »keine derart hemmungslos wie diese«, erläutert Lepiarz. So stand sein Entschluss fest, der PAP den Rücken zu kehren und auf den letzten Metern bis zum Ruhestand sein journalistisches Know-how der Deutschen Welle zur Verfügung zu stellen.
Von Dr. Gregor Mayntz
Erschienen im GLANZ Magazin, August 2019