Preis der Bundespressekonferenz

Kristina Dunz

Preisträgerin 2017 Kristina Dunz

Als Kanzleramts-Korrespondentin der dpa hat sie im März im Weißen Haus in Washington ein weltweites Publikum auf die Vorzüge des BPK-Prinzips aufmerksam gemacht, wonach nicht Politiker bestimmen, wer sie befragen darf, sondern die Journalisten das selbst entscheiden. Kristina Dunz erhält den Preis nicht nur für ihre kritischen Fragen in Washington, ihre journalistisch sorgfältige Arbeit in Berlin und im Alltag der BPK, sondern auch als Zeichen der Solidarität mit den vielen Journalisten in leider immer mehr Ländern, in denen die Politiker Journalisten ausgrenzen, ausschalten und diffamieren, statt sich einfach ihren Fragen zu stellen.

Kristina Dunz (Michael Kappeler/dpa)

Kritische Fragen als Regel, nicht als Ausnahme. Für Dunz galt das natürlich auch vor Trump. Von Barack Obama wollte sie wissen, warum er Guantanamo nicht geschlossen, die Todesstrafe nicht bekämpft und ein gespaltenes Land hinterlassen habe. Gemessen daran, stellten ihre Fragen an Trump und Merkel keinen qualitativen Unterschied dar. So wollte sie wissen, warum Trump Pressevielfalt eigentlich so große Angst mache, dass er so oft von Fake News spreche und selbst Dinge behaupte, die dann nicht belegt werden könnten, wie die Äußerung, Obama habe ihn abhören lassen.

Zuvor hatten sich die deutschen Journalisten darauf verständigt, wer zum Ende der Begegnung zwischen dem US-Präsidenten und der Kanzlerin fragt: Kristina Dunz und Ansgar Graw; die Kanzlerin bekam das Ergebnis mitgeteilt, ohne auch nur zu ahnen, welche Fragen kommen könnten. Das ist sie von der Bundespressekonferenz gewohnt. Trump kennt es nicht. Er schneidet absehbar kritische Fragesteller der großen US-Zeitungen. Und er wusste sich auch nicht anders zu helfen, als Dunz überrascht eine »nette, freundliche Reporterin« zu nennen, von der er nicht wisse, welche Zeitung sie lese, dass das aber wieder ein Beispiel für Fake News sei.

»Entlarvend« nennt Dunz das. Aber es entlarvte noch mehr. »Endlich« sei die Frage nach dem unbewiesenen Abhör-Vorwurf gestellt worden, lobten die US-Kollegen. Für Dunz war es Teil eines bescheidenen, aber spürbaren Prozesses: »Die deutschen Journalisten haben von den amerikanischen Kollegen viel gelernt, für das wir sehr dankbar sein können, nun gibt es die Gelegenheit, das ein Stück zurückzutragen.«

Parallel »explodierte« die Reaktion im Netz. Die kleine Irritation, dass sie bei Twitter »Waltraut« als Vornamen wählte, klärte Kristina Dunz inzwischen auf. Damit lasse sie ihre Oma im Netz weiter leben, die sich bis ins hohe Alter für die Politik interessiert habe. Auch analog folgte eine Welle. Rund 200 Briefe erreichten Dunz. »Sie waren teilweise erschütternd, überwiegend von Frauen und schilderten sehr eindringlich, wie Menschen in den USA unter diesem Präsidenten leiden«, berichtet Dunz.

Die Reaktionen zeigten zudem, wie wichtig freier Journalismus für eine funktionierende Demokratie ist. Dafür steht der Preis der Bundespressekonferenz.

Von Dr. Gregor Mayntz
Erschienen im GLANZ Magazin, August 2017

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